Energydrinks enthalten hohe Mengen an Koffein, Zucker, Taurin und Zusatzstoffen, die bei Kindern und Jugendlichen das Herz-Kreislauf-System, das Gehirn und den Schlaf negativ beeinflussen können. Zusätzlich wurden in Tests gesundheitsschädliche Mengen des hormonwirksamen Stoffes Bisphenol A (BPA) nachgewiesen. Eine gesetzliche Altersgrenze wird daher vielfach gefordert.
Die bunte Dose mit der versteckten Wirkung
Sie schmecken süß, versprechen Power und machen in der Clique Eindruck: Energydrinks. Besonders bei Kindern und Jugendlichen sind sie beliebt. Doch was wie ein harmloser Durstlöscher wirkt, ist bei genauerem Hinsehen ein konzentrierter Cocktail aus Reizstoffen – oft in Mengen, die für Erwachsene schon grenzwertig sind. Für Kinder und Jugendliche können sie zur echten Gefahr werden.
Inhalt
Was Energydrinks enthalten – und wie sie im Körper wirken
Koffein (80–150 mg pro Dose)
Steigert Wachheit und Konzentration
Kann bei Kindern zu Schlafstörungen, Nervosität, Herzrasen führen
Max. Tagesdosis für Jugendliche (laut EFSA): 3 mg/kg Körpergewicht
Zucker (bis zu 27 g = 9 Würfelzucker)
Kurzzeitiger Energieschub, dann Blutzucker-Crash
Risiko für Übergewicht, Diabetes, Karies und Stimmungsschwankungen
Taurin
Wirkt auf das Nervensystem, kann den Effekt von Koffein verstärken
Bei Jugendlichen nicht ausreichend erforscht
Guarana
Pflanzliche Koffeinquelle, wirkt länger und stärker
Potenziert den Koffeineffekt zusätzlich
B-Vitamine
Hochdosiert zugesetzt – oft über Bedarf
In Einzelfällen können Überdosierungen zu Nebenwirkungen führen
Glucuronolacton
Umstrittener Zusatz, Wirkung bei Jugendlichen nicht ausreichend belegt
Stiftung Warentest: Fast alle Drinks fallen durch
In einer aktuellen Untersuchung bewertete Stiftung Warentest die meisten Energydrinks mit den Noten 4 bis 6 – ungenügend. Neben dem übermäßigen Koffein und Zucker wurden auch erhöhte Mengen des hormonwirksamen Schadstoffs Bisphenol A (BPA) nachgewiesen. BPA steht im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinflussen – besonders kritisch bei Heranwachsenden.
Energydrinks in Kinderhänden – ein gesellschaftliches Dilemma
Obwohl Fachkreise wie Kinderärzte, Ernährungsexperten und Verbraucherschützer seit Jahren vor einem freien Zugang warnen, gibt es in Deutschland keine gesetzliche Altersbeschränkung. In anderen Ländern wurde sie bereits eingeführt – dort dürfen Jugendliche unter 16 Jahren keine Energydrinks mehr kaufen.
Das Problem: Energydrinks sind billig, überall erhältlich und stark beworben – oft genau dort, wo Jugendliche unterwegs sind: in Tankstellen, Supermärkten und auf Social Media.
Was sagen Studien und Nachbarländer?
Die EDUCATE-Studie fand klare Hinweise auf negative Auswirkungen des Konsums bei Jugendlichen – von Konzentrationsproblemen über Schlafmangel bis hin zu Herzrasen. Andere Studien, wie EDKAR, relativieren diese Ergebnisse – doch selbst sie zeigen: Einige Jugendliche konsumieren regelmäßig und in problematischen Mengen.
Ein Blick nach Europa zeigt:
Litauen, Lettland und Norwegen haben Verkaufsverbote für Minderjährige
Andere Länder setzen auf freiwillige Vereinbarungen – mit mäßigem Erfolg
Die Rolle der Werbung – und der Eltern
Influencer-Marketing, E-Sport-Sponsoring, bunte Farben, coole Claims – Energydrink-Hersteller sprechen gezielt junge Zielgruppen an. Kinder und Jugendliche werden früh mit dem Lifestyle „Energy“ sozialisiert.
Hier braucht es Aufklärung, Medienkompetenz und klare Grenzen – auch im Elternhaus. Denn das Problem ist nicht nur die Industrie. Es ist auch unsere gesellschaftliche Haltung zu Koffein, Reizstoffen und „schneller Energie“.
Was können wir tun?
Politisch: Altersgrenzen, Werbeeinschränkungen, Kennzeichnungspflicht
Pädagogisch: Aufklärung in Schulen, Projekttage, Elternabende
Präventiv: Getränke-Alternativen fördern (Wasser, ungesüßter Tee)
Persönlich: Vorbild sein – was Eltern trinken, wirkt mehr als man glaubt
FAQ - Häufig gestellte Fragen
1. Ab welchem Alter sind Energydrinks unbedenklich?
Laut Fachgesellschaften sind Energydrinks für Kinder und Jugendliche nicht empfehlenswert – aufgrund der hohen Koffeinmengen und Zusatzstoffe.
2. Sind „Light“-Varianten gesünder?
Nicht wirklich. Weniger Zucker, dafür oft Süßstoffe, aber gleich viel Koffein und problematische Zusatzstoffe.
3. Warum werden Energydrinks nicht gesetzlich eingeschränkt?
Es fehlt der politische Konsens. Hersteller üben Lobbydruck aus, und die Datenlage ist – trotz deutlicher Hinweise – lückenhaft.
4. Gibt es sichere Mengen?
Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) empfiehlt max. 3 mg Koffein pro kg Körpergewicht – doch diese Grenze wird mit einer einzigen Dose oft schon überschritten.
5. Was sind Alternativen für Kinder und Jugendliche?
Wasser, Fruchtschorlen, Kräutertees, selbstgemachte Eistees – erfrischend, gesund und ohne Nebenwirkungen.
Die Verantwortung liegt bei uns
Wenn dein Kind mit funkelnden Augen eine bunte Dose in der Hand hält, willst du nicht der Spielverderber sein. Aber du bist nicht nur Mutter oder Vater – du bist auch Schutzschild. Und das bedeutet manchmal, unpopuläre Entscheidungen zu treffen.
Vielleicht heißt das, ein klares Nein auszusprechen. Oder gemeinsam nach Alternativen zu suchen. Oder einfach nur zuzuhören und aufzuklären. Denn Kinder verstehen mehr, als wir oft denken – vor allem, wenn wir ihnen ehrlich begegnen.
Gesundheit ist kein Trend. Sie ist ein Geschenk, das wir bewahren dürfen.
Fazit
Energie ist gut – aber nicht aus der Dose
Der Körper unserer Kinder braucht keine Reizstoffe. Er braucht Ruhe, echten Schlaf, Wasser und Liebe. Koffein ist kein Ersatz für Kraft. Zucker kein Trost. Und Marketing kein Maßstab für Gesundheit.
Energydrinks sind ein Spiegel unserer Gesellschaft – laut, schnell, überreizt. Vielleicht ist es an der Zeit, wieder leiser zu werden. Und ehrlicher. Im Umgang mit unseren Kindern. Und mit dem, was wir ihnen zumuten.