Porträts und Rezepte für Kirschpflaume, Haferschlehe und Kornelkirsche
Kirschpflaume, Haferschlehe und Kornelkirsche sind heimische Wildfrüchte mit großer Heilwirkung. Sie enthalten Bitterstoffe, Gerbstoffe und antioxidative Pflanzenstoffe, die bei Verdauungsproblemen, Infekten und Herz-Kreislauf-Beschwerden helfen. Richtig verarbeitet, eignen sie sich für Mus, Chutney, Sirup und Tees – eine natürliche Apotheke aus dem Garten.
Inhalt
Kirschpflaume (Prunus cerasifera)
Was sie auszeichnet
Die Kirschpflaume, oft auch Myrobalane genannt, stammt ursprünglich aus Westasien. Sie wird seit Jahrhunderten als Hecken- oder Unterlage für Pflaumenbäume genutzt – und liefert je nach Sorte leuchtend gelbe oder tiefrote, kugelige Früchte mit saftigem Fruchtfleisch.
Heilwirkungen und Inhaltsstoffe
Sanft abführend und verdauungsanregend
Enthält Pektin, Kalium, Vitamin C
In der Bachblütentherapie als „Cherry Plum“ bekannt – zur Lösung innerer Anspannung und mentaler Überforderung
Erntezeit und Verarbeitung
Erntebeginn: Juli bis August. Die Früchte lösen sich leicht vom Baum, wenn sie reif sind. Roh sind sie süß-säuerlich, aber oft schnell überreif – also zügig verarbeiten.
Rezeptidee: Kirschpflaumen-Chutney
Zutaten:
500 g entsteinte Kirschpflaumen
1 kleine Zwiebel, fein gehackt
1 EL frischer Ingwer, gerieben
50 ml Apfelessig
1 TL Zimt, ½ TL Kurkuma
1 EL Honig oder Dattelsirup
Salz, Pfeffer
Zubereitung:
Alles in einem Topf 30 Minuten einkochen, bis es sämig wird. In saubere Gläser füllen. Passt zu Käse, Grillgemüse oder Linsen.
Haferschlehe (Prunus domestica ssp. insititia)
Was sie auszeichnet
Die Haferschlehe ist eine uralte Pflaumenart – auch als Kriechen, Ziparte oder Haferpflaume bekannt. Die kleinen, violett-blauen Früchte wachsen oft an Hecken oder Waldrändern. Ihr Geschmack ist deutlich herber als der kultivierter Pflaumen – und gerade das macht sie so gesund.
Heilwirkungen und Inhaltsstoffe
Reich an Gerbstoffen, Anthocyanen, Vitamin C
Wirkt stopfend, antibakteriell, verdauungsregulierend
Eignet sich als Schleimlöser bei Husten (getrocknete Früchte)
Erntezeit und Verarbeitung
August bis Oktober, je nach Standort. Erst richtig aromatisch nach dem ersten Frost – oder durch Frosteinwirkung im Tiefkühler.
Rezeptidee: Wildpflaumen-Kompott mit Zimt
Zutaten:
800 g Haferschlehen (nach Frost geerntet oder im Tiefkühler eingefroren)
2 EL Zitronensaft
2 EL Honig
1 Zimtstange
Wasser zum Bedecken
Zubereitung:
Früchte entsteinen (wenn möglich) oder mit Stein sanft kochen. Mit Zitronensaft, Honig, Zimt ca. 20 Minuten einköcheln. Warm oder kalt servieren – ideal zu Haferbrei oder als Füllung für Dinkelstrudel.
Kornelkirsche (Cornus mas)
Was sie auszeichnet
Die Kornelkirsche – in Österreich auch Dirndl genannt – ist ein leider in Vergessenheit geratenes Wildobst. Ihre leuchtend roten Früchte schmecken roh extrem sauer, aber gekocht entfalten sie ein wunderbares Aroma. Der Strauch blüht früh (Februar / März), trägt spät – und ist ein wertvoller Bienen- und Vogelfreund.
Heilwirkungen und Inhaltsstoffe
Enthält Vitamin C, Anthocyane, Gerbstoffe, Pektin
Wirkt fiebersenkend, blutdruckregulierend, antientzündlich
In der Klostermedizin eingesetzt bei Magenproblemen, Herzschwäche, Gicht
Erntezeit und Verarbeitung
Reifezeit: August bis Oktober. Vollreif, wenn sie beim Schütteln leicht vom Strauch fallen. Unreif gepflückt → nachreifen lassen!
Rezeptidee: Kornelkirschen-Sirup
Zutaten:
1 kg reife Kornelkirschen
500 ml Wasser
250 g Honig oder Birkenzucker
1 EL Zitronensaft
Zubereitung:
Früchte mit Wasser weich kochen, durch ein feines Sieb streichen. Mit Honig und Zitronensaft aufkochen, heiß in Flaschen füllen.
Ergibt einen intensiven Sirup – ideal mit heißem Wasser als wärmendes Heilgetränk oder mit Sprudel als Sommer-Aperitif.
FAQ - Häufig gestellte Fragen
1. Kann ich Wildfrüchte auch roh essen?
Kirschpflaumen ja, Kornelkirschen nur vollreif. Haferschlehen sind meist zu herb – besser verarbeitet genießen.
2. Wo finde ich Haferschlehen oder Kornelkirschen, wenn ich sie nicht im Garten habe?
An Waldrändern, auf Streuobstwiesen oder in alten Hecken. Auch manche Baumschulen führen sie im Sortiment.
3. Wie erkenne ich, ob die Wildfrucht reif ist?
Sie gibt bei leichtem Druck nach oder fällt vom Strauch. Haferschlehen und Kornelkirschen schmecken erst nach Frost voll aromatisch.
4. Kann ich die Früchte einfrieren?
Ja. Besonders sinnvoll bei Haferschlehen. Kirschpflaumen lassen sich gut entsteint einfrieren, Kornelkirschen im Ganzen.
5. Wie lange halten Chutneys oder Sirupe aus Wildfrüchten?
Chutneys ungeöffnet bis zu 1 Jahr, Sirup im Kühlschrank 3–6 Monate. Achte auf saubere Gläser und gute Lagerung.
6. Gibt es giftige Doppelgänger?
Bei meinen genannten Wildfrüchten nicht. Dennoch: bei Unkenntnis besser bestimmen lassen – besonders bei Kindern oder Wildsammlungen.
Fazit
Wildfrüchte sind eine Schatzkammer
Ob als Chutney, Kompott, Sirup oder Tee – die genannten Wildfrüchte sind ursprüngliche Medizin und kulinarische Kostbarkeit zugleich. Sie erinnern uns daran, dass echte Heilkraft oft im Unspektakulären liegt. Und dass der eigene Garten mehr sein kann als ein Ort der Fülle – nämlich ein Ort der Verbindung mit dem Alten, Starken, Einfachen.