Ein Hund kann sich nicht wie ein Mensch abkühlen. Auch bei Temperaturen um 20 °C drohen schon Überhitzung, Sonnenstich und Hitzeschlag – mit lebensgefährlichen Folgen. Jeder Hund braucht Schutz vor direkter Sonne, Ruhe, viel Wasser und eine Umgebung, die kühlt – nicht einheizt.
Der Sommer bringt Licht, Leben und Leichtigkeit – doch für unsere Hunde ist er oft eine stille Gefahr. Denn während wir über fehlende Ventilatoren klagen oder in den Schatten flüchten, kämpfen viele Hunde um Luft, um Kühlung, um Kontrolle über den eigenen Körper.
Inhalt
Anders als wir können Hunde nicht einfach schwitzen. Sie haben kaum Schweißdrüsen – nur an den Pfoten, und auch die sind nicht für die Temperaturregulation zuständig. Ihre einzige wirkungsvolle Möglichkeit zur Abkühlung: das Hecheln. Und selbst das hat Grenzen.
Warum Hitze für Hunde so gefährlich ist
Beim Hecheln atmet der Hund schnell, flach, mit offenem Maul. Seine Zunge hängt heraus, der Speichel verdunstet, Verdunstungskälte entsteht – und so verliert der Körper Hitze. Doch an heißen Tagen reicht das nicht mehr. Der Kreislauf wird überfordert, der Hund überhitzt. Was folgt, ist ein innerer Kollaps – schleichend, lautlos, tödlich.
Besonders gefährdet sind:
- Alte und sehr junge Hunde
- Hunde mit dichtem, langem Fell
- Rassen mit kurzer Schnauze (Mops, Bulldogge, Boxer)
- Übergewichtige oder kranke Hunde
- Jagd- und Hütehunde, wenn sie bei Hitze arbeiten müssen
Aber letztlich gilt: Jeder Hund kann überhitzen. Auch deiner. Auch im Schatten. Auch bei „nur“ 20 °C.
Ein "Hechel-Exkurs"
Das System ist ausgefeilter, als du vielleicht glaubst.
Eine Studie aus den 80er Jahren zeigte: Hunde haben nicht nur ein Atemmuster , sondern gleich drei . Und sie wechseln blitzschnell je nach Situation.
- Muster 1: Ein- und Ausatmung nur durch die Nase
bei kühlen Temperaturen oder langsamer Bewegung.
Warum das clever ist:
Die Nase wird zum Wärmetauscher. Beim Ausatmen wird Wärme und Feuchtigkeit gespeichert, beim Einatmen wiederverwendet. Super effizient, schnell wie ein biologisches Klimagerät.
- Muster 2: Einatmung durch die Nase, Ausatmung durch Nase und Maul
bei Temperaturen > 30 °C oder bei Bewegung.
Warum das clever ist:
Doppelte Ausgänge, doppelter Effekt: Über Maul und Nase wird Wärme abgegeben, ohne dass der Hund schneller atmen muss. Eine Kunst und Mittelstufe für den Hochsommer.
- Muster 3: Ein- und Ausatmung durch Nase und Maul bei stärkerer Hitze oder intensiver Belastung Verdünnung auch über Zunge und Maulschleimhaut
Warum das clever ist:
Jetzt gibt der Hund alles: Mit maximaler Luftbewegung über alle Atemwege, verstärktem Speichelfluss und Zungenkühlung sorgt er für intensive Verdunstung. Diese Strategie ist effektiv, aber auch anstrengend und teuer in Sachen Wasserhaushalt.
Und das Verrückte?
Hunde wechseln oft im Sekundentakt zwischen Muster 2 und 3.
Fazit:
Unsere Hunde haben zwar nur wenig Schweißdrüsen, dafür aber ein ausgeklügeltes Hechelsystem.
Und dennoch sollten wir uns nicht zu sehr darauf verlassen. Denn, zumindest im Modus 3, kostet das System viel Energie und Wasser.
( Goldberg, Marcia B., VA Langman und C. Richard Taylor. „Hecheln bei Hunden: Luftströmungen als Reaktion auf Hitze und Bewegung.“ Respiration physiology 43.3 (1981): 327-338. )
So schützt du deinen Hund vor gefährlicher Hitze
Was du tun kannst – und tun musst:
- Geh frühmorgens oder spätabends spazieren.
- Lass Asphalt, gerade in der zur Mittagszeit, links liegen – er verbrennt die Pfoten. Versuch es doch einmal selber: lege deine Hand auf den Asphalt – wenn du sie nach wenigen Sekunden zurück ziehen muss, ist es für deinen Hund erstrecht zu heiß
- Gib Wasser – oft, frisch, zugänglich. Drinnen und draußen. Eine Schale mit ein paar Gurkenscheiben oder etwas abgekühltem, dünnem Pfefferminztee wirkt hydrierend und erfrischend.
- Biete Schatten und Rückzugsorte. Im Haus sind Fliesen oft die beste Option.
- Kein laufen am Fahrrad. Kein Training.
- Kein Sonnenplatz auf dem Balkon, kein Platz am Gartenzaun in der prallen Sonne.
- Kühlmatten, feuchte Tücher. Ein Planschbecken – erlaubt, solange der Hund freiwillig dort hineingeht.
- Und ganz wichtig: Beobachte deinen Hund. Er sagt dir viel, wenn du bereit bist, zuzuhören
Außerdem: Niemals – wirklich niemals – einen Hund im Auto lassen. Auch nicht fünf Minuten. Auch nicht im Schatten. Auch nicht mit offenem Fenster.
Das ganz große Aber: ein KURZER Gang zum nächsten Baum im Hochhaus / in der Großstadt um sich zu lösen (Urin, Kot) muss trotzdem drin sein.
Sonnenstich, Überhitzung, Hitzeschlag – was passiert da eigentlich?
Ein Sonnenstich trifft den Kopf – bei direkter Sonne auf Schädel und Nacken. Der Hund wird matt, zeigt Kopfschmerzen-ähnliches Verhalten, wirkt unruhig oder apathisch.
Eine Überhitzung beginnt schleichend. Der Hund hechelt stark, wird unruhig, sucht Schatten, legt sich langgestreckt hin – versucht, seinen Körper irgendwie zu entlasten.
Ein Hitzschlag ist ein medizinischer Notfall. Die Körpertemperatur steigt auf über 40 °C. Der Kreislauf kollabiert. Es droht ein Hirnödem, das zum Tod führen kann.
Anzeichen für Überhitzung und Hitzschlag
Achte auf diese Warnsignale:
- Starkes, flaches Hecheln
- weit heraushängende Zunge, gestreckter Hals
- Unruhe, Taumeln, Teilnahmslosigkeit
- hochrote Schleimhäute
- Erbrechen, Durchfall
- Zittern, Krämpfe
- blasse oder bläuliche Schleimhäute
- Bewusstlosigkeit
Wenn dein Hund überhitzt: Jetzt zählt jede Minute
Manchmal genügt ein Moment der Unachtsamkeit, ein paar Grad zu viel, ein Schatten, der nicht ausreicht – und plötzlich ist der Hund in Not. Wenn du erste Anzeichen einer Überhitzung erkennst, darfst du nicht zögern. Jetzt ist es Zeit, beherzt und klar zu handeln.
Bring deinen Hund sofort aus der Hitze.
Egal ob drinnen oder draußen – finde einen kühlen, schattigen, ruhigen Ort. Entferne alles, was Hitze stauen könnte.
Biete ihm Wasser an – so viel er trinken mag.
Aber bitte: lauwarm, nicht eiskalt. Kaltes Wasser kann den ohnehin schon belasteten Kreislauf zusätzlich irritieren.
Miss seine Körpertemperatur.
Liegt sie über 39,5 °C, ist höchste Wachsamkeit geboten. Ab 40 °C besteht echte Gefahr. Alles darüber wird kritisch.
So kühlst du deinen überhitzten Hund – mit Herz, Verstand und Verantwortung
Wenn die Hitze überhandnimmt und dein Hund anfängt zu kämpfen, braucht er vor allem eines: deine ruhige, besonnene Hilfe. Jetzt zählt nicht die Panik – jetzt zählt dein Handeln. Und es ist einfacher, als du denkst, wenn du weißt, worauf es ankommt.
- Raus aus der Sonne – hinein ins Kühle
Bring deinen Hund so schnell wie möglich an einen schattigen, ruhigen Ort. Keine heißen Terrassen, kein aufgeheizter Asphalt, kein Auto. Einfach raus aus der Hitze – dahin, wo die Luft kühler ist.
- Kühlung mit Bedacht – lauwarm, nicht eisig
Beginn, seinen Körper mit lauwarmem Wasser zu befeuchten. Nicht eiskalt – das wäre zu viel für den Kreislauf. Fang bei den Pfoten an, dann langsam weiter zu den Beinen, Leisten, Achseln, Bauch.
Wichtig: nicht in Handtücher einwickeln. Die stauen Hitze, wenn sie nicht mehr kühl sind. Stattdessen mit einem nassen Tuch abwischen, benetzen, Luft zirkulieren lassen.
- Trinken – in kleinen Schlucken
Stell frisches Wasser bereit. Nicht eiskalt, einfach kühl. Lass ihn selbst entscheiden, wie viel er mag. Wenn er nichts trinkt, befeuchte seine Zunge. Kein Druck, kein Zwang. Nur ein sanftes Angebot.
- Luft in Bewegung – Ventilator oder Fächer
Wenn du kannst, stell einen Ventilator auf. Auch ein Fächer hilft. Die Verdunstungskälte wirkt schneller, wenn die Luft zirkuliert. Aber achte darauf, dass dein Hund sich dabei wohlfühlt und nicht erschrickt.
- Kühlakkus – mit Achtsamkeit
Wenn du Kühlakkus oder Eisbeutel zur Hand hast, wickele sie in ein Tuch. Lege sie kurzzeitig an Achseln, Leisten, Bauch – aber nie direkt auf die Haut. Und nie zu lange.
- Und dann: zum Tierarzt
Wenn dein Hund wackelig läuft, hechelt wie wild, sich nicht beruhigt – oder gar schwankt, speichelt, taumelt, sich erbricht – warte nicht ab. Ruf deinen Tierarzt an. Sag, was los ist und welche Temperatur dein Hund hat. Fahr los – aber kühl ihn auch auf dem Weg weiter. Ein überhitzter Hund stirbt nicht am Ziel, sondern oft auf dem Weg dorthin, wenn nichts unternommen wird.
Wenn dein Hund bewusstlos ist, aber noch atmet
Du musst Ruhe bewahren, auch wenn dir das Herz in der Brust zerspringt.
- Lege ihn in die rechte Seitenlage – das entlastet das Herz.
- Streck sanft den Kopf und Hals – so bleibt die Luftröhre frei.
- Kühle ihn weiter – mit einem feuchten Handtuch, nicht zu kalt.
- Und dann: ab zur Tierärztin. Ohne Umwege. Ohne Verzögerung.
Wenn er nicht mehr atmet
Jetzt zählt nur eines: handeln. Und zwar sofort.
- Prüfe, ob Erbrochenes die Atemwege blockiert. Entferne es, so gut du kannst.
- Atmet er wieder? Dann kühlen – und los zum Tierarzt.
- Atmet er nicht? Dann fang an mit der Herzmassage.
So geht’s:
- Etwa 70 Mal pro Minute. Stoßartig. Linke Brustseite, hinter dem Ellenbogen.
- Bei kleinen Hunden reicht oft eine Hand. Minis kannst du mit einer Hand umgreifen.
- Bei großen Hunden: beide Hände, Oberkörper mit einsetzen. (wie beim Menschen)
- Schieb den Vorderlauf etwas nach vorn – so findest du die richtige Stelle.
Tipp: Wenn du sicher bist, dass das Herz gerade stehen geblieben ist, kann ein kräftiger Faustschlag auf die linke Brustkorbseite – direkt über dem Herzen – in den ersten Sekunden eine Chance sein. Danach: sofort Pulskontrolle. Kein Puls? Herzmassage weiterführen.
Du darfst Fehler machen – aber du darfst nicht abwarten
Es zählt nicht, ob du alles perfekt machst. Es zählt, dass du etwas tust. Dass du da bist, reagierst, versuchst, hilfst. Und vielleicht rettest du damit ein Leben.
Wenn du unsicher bist, wenn du dich jetzt beim Lesen überfordert fühlst – dann ist das der Moment, in dem du handeln kannst:
Besuch einen Erste-Hilfe-Kurs für Hunde!
Es gibt sie in fast jeder Stadt – oft auch online. Nimm dir die Zeit. Denn im Ernstfall zählt nicht nur die Liebe. Sondern auch das Wissen.
FAQ - Häufig gestellte Fragen
- Kann mein Hund im Haus überhitzen?
Ja – besonders, wenn er keinen kühlen Rückzugsort hat. Fliesen, kühle Räume und Zugluft helfen. Achtung: Auch im Winter kann ein Hund im Haus überhitzen! - Ist es okay, meinen Hund im Sommer zu scheren?
Bei manchen Hunden ja – aber nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt. Falsches Scheren kann mehr schaden als nützen. - Kann ich meinen Hund mit Wasser abspritzen?
Wenn er es mag: ja. Fang an den Beinen an, niemals eiskalt, niemals aufgedrängt. - Was ist mit Kühlwesten und Kühlmatten?
Kann helfen – wenn der Hund es freiwillig nutzt. Wichtig: nicht überkühlen, nicht erzwingen. - Was tun bei Hitzschlag unterwegs?
Notfallversorgung (kühlen, Wasser geben), Tierarzt kontaktieren, sofort hinbringen. - Wie gefährlich ist das Auto?
Extrem. Schon bei 20 °C Außentemperatur steigt die Temperatur im Auto innerhalb von Minuten auf 40° C+. Lebensgefahr.
Hitzefalle Auto – und wie du sie sichtbar machen kannst
Der Innenraum eines Autos wird zur Todesfalle. Innerhalb von zehn Minuten kann die Temperatur um 20 °C steigen – auch im Schatten.
Die Landestierschutzbeauftragte des Landes Brandenburg hat eine Thermokarte fürs Auto entwickelt. Diese zeigt an, wann es zu heiß für deinen Hund wird. Du bekommst sie per E-Mail über tierschutz@mleuv.brandenburg.de
Doch eines bleibt klar: Selbst mit Thermokarte – im Auto bleibt kein Hund. Kein einziges Mal. Keine Ausnahme.

Fazit:
Hitze tötet leise – aber DU kannst laut genug HANDELN
Du liebst deinen Hund. Dann sei in der Hitze seine Stimme, die Vernunft, sein Schutz. Denn selbst kann er sich nicht retten – aber du kannst es.
Schenk ihm Schatten, Ruhe, Wasser und deine Achtsamkeit. Und erinnere dich jeden Tag daran: Das Leben deines Hundes hängt nicht an großen Taten, sondern an Entscheidungen.