Sichtbarkeit im Internet kann verletzlich machen – besonders in Phasen, in denen wir innerlich instabil sind. Doch Rückzug ist kein Scheitern, sondern oft ein notwendiger Schritt zurück zu uns selbst. Sichtbar zu sein darf sich wandeln – sanft, achtsam, in deinem Tempo. Echtheit braucht keinen Dauerlauf, sondern Mut zum wieder Losgehen, wenn du bereit bist.
Inhalt
Ich bin zurückgewichen – und doch wieder losgegangen
Sichtbarkeit im Internet, mentale Gesundheit und der Mut, echt zu bleiben
Ich hatte keine Strategie. Keine Reichweiten-Ziele.
Ich hatte einfach nur ein brennendes Thema in mir – und den Wunsch, es zu teilen.
Und dann kam der Moment, an dem ich alles infrage stellte.
Weil Sichtbarkeit im Internet nicht nur Reichweite bedeutet.
Sondern Verletzlichkeit. Nähe. Und manchmal auch Schmerz.
Als Sichtbarkeit zur Überforderung wurde
Ich hatte einen Beitrag gepostet – über einen Homöopathie-Kongress, der mich tief berührt hatte. Damals war ich noch als Tierheilpraktikerin in meiner mobilen Praxis unterwegs. Und Homöopathie war einer meiner Therapiebausteine.
Doch was ich bekam, waren keine offenen Fragen. Kein respektvoller Austausch.
Stattdessen: abwertende Kommentare. Persönliche Angriffe.
Zuerst dachte ich: „Das ist eben Social Media.“
Aber später stellte sich heraus: Es war ein Bot-Netzwerk, verteilt auf mehrere Fake-Konten.
Künstlich. Kalkuliert.
Aber trotzdem schmerzhaft.
Damals ging es mir mental ohnehin nicht gut.
Ich war dünnhäutig, müde, voller Zweifel.
Diese Kommentare waren mehr als Kritik – sie waren ein Stich ins offene Herz.
Und dann gingen die Anrufe los – …
Ich bin zurückgewichen. Still. Leise. Ohne Drama.
Ich zog mich zurück. Von Social Media. Vom Schreiben. Vom Teilen. Von meiner Arbeit – die nur mehr eine Last war.
Nicht weil ich nicht mehr wusste, woran ich glaubte.
Sondern weil ich nicht mehr wusste, ob ich das aushalten konnte.
Sichtbarkeit im Internet fühlt sich anders an, wenn die mentale Kraft fehlt, sich abzugrenzen.
Wenn Worte nicht nur gelesen, sondern unter der Gürtellinie abgewertet werden.
Wenn der Bildschirm plötzlich bedrohlich wirkt.
Und ja – ich war kurz davor, alles hinzuwerfen.
Heute weiß ich: Rückzug ist kein Scheitern.
Ich brauchte diesen Raum. Diesen Stillstand.
Nicht, um aufzugeben. Sondern um zu heilen.
Denn wahre Stärke zeigt sich nicht darin, immer weiterzumachen.
Sondern darin, ehrlich mit sich zu sein.
Sich Pausen zuzugestehen.
Und ja – ich möchte es nicht verschweigen:
Das war auch der Punkt, an dem ich in eine Erschöpfungsdepression gerutscht bin.
Ich habe lange gebraucht, das zu akzeptieren – und noch länger, mich Stück für Stück wieder herauszukämpfen.
Es war ein leiser, zäher Weg. Nicht linear. Nicht heldenhaft.
Aber echt.
Und irgendwann kam dieser Moment der Klarheit:
Ich darf mein Leben neu ausrichten.
Ich habe mich gefragt: Mit welchen Menschen möchte ich wirklich arbeiten?
Ich habe Ausbildungen gemacht. Mich weitergebildet. Viel reflektiert.
Nicht aus Druck – sondern aus Sehnsucht.
Heute bin ich dankbar, diesen Weg gegangen zu sein.
Nicht trotz der Krise. Sondern durch sie hindurch.
Denn sie hat mich nicht gebrochen – sie hat mich zu mir zurückgeführt.
Und ja:
Heute freue ich mich, meine neue Ausrichtung in Richtung Coaching nicht nur gefunden, sondern auch gemeistert zu haben.
Sichtbarkeit darf mit dir wachsen
Heute bin ich wieder sichtbar.
Ich schreibe. Ich teile. Ich begleite.
Aber ich mache es anders.
Ich bin achtsamer mit meiner Energie.
Ich nehme Abstand, wenn ich es brauche.
Und ich weiß: Ich muss nicht jeden Angriff „aushalten“. Ich darf blockieren, melden, Grenzen setzen.
Sichtbarkeit im Internet ist kein Selbstzweck.
Für mich ist sie ein Werkzeug.
Ein Raum für Verbindung.
Aber auch ein Raum, den ich bewusst wähle – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus innerer Klarheit.
Ich bin stärker geworden – aber auch weicher. Und klarer.
Ich teile das hier nicht, weil ich eine Antwort habe.
Sondern weil ich weiß, dass viele Frauen genau dieses Spannungsfeld kennen:
Echt sein – und online präsent.
Sensibel – und trotzdem sichtbar.
Verletzlich – und doch bereit, weiterzugehen.
Wenn du dich gerade zurückziehst...
Dann möchte ich dir sagen:
Du musst dich nicht schämen. Nicht beeilen. Nicht funktionieren.
Vielleicht braucht es diesen Zwischenraum, damit du spürst, wofür du wirklich sichtbar sein willst.
Vielleicht ist genau das deine innere Neuordnung – bevor du wieder losgehst.
Bewusster. Wahrhaftiger. Vielleicht sogar sanfter.
FAQ - Häufig gestellte Fragen
1. Ist es normal, sich manchmal aus der Sichtbarkeit zurückzuziehen?
Ja – und es ist sogar gesund. Du bist ein fühlender Mensch, kein Algorithmus. Dein Rückzug bedeutet nicht, dass du aufgibst, sondern dass du dich schützt. Und das ist ein Akt von Selbstfürsorge, nicht Schwäche.
2. Ich habe Angst, wenn ich mich zeige – was, wenn wieder so etwas passiert?
Diese Angst ist verständlich. Aber du musst heute nicht dieselben Grenzen haben wie damals. Du darfst dich schützen, klarer sein, lernen, was du an dich heranlässt – und was nicht. Sichtbar sein bedeutet nicht, alles zu ertragen. Es bedeutet, bewusst zu wählen.
3. Wie finde ich wieder den Mut, sichtbar zu sein?
Indem du nicht versuchst, stark zu wirken – sondern ehrlich zu dir bist. Vielleicht beginnt es mit einem kleinen Schritt. Ein Text, ein Gedanke, ein Gespräch. Was zählt, ist nicht die Reichweite. Sondern dass du dich mit dir verbunden fühlst. Manchmal hilft auch ein Therapeut.
4. Muss ich dauerhaft sichtbar sein, um ernst genommen zu werden?
Nein. Sichtbarkeit ist kein Dauerfeuer. Du darfst in Zyklen leben – wie alles in der Natur. Deine Authentizität zählt mehr als deine Frequenz. Und wer dich wirklich sieht, bleibt – auch zwischen deinen Worten.
5. Wie erkenne ich, ob ich gerade wirklich eine Pause brauche – oder ob es Angst ist, die mich zurückhält?
Spür in dich hinein. Wenn es sich wie Enge anfühlt, wie ein inneres „ich muss fliehen“, dann ist es Angst. Wenn es sich wie Weite anfühlt, wie ein tiefes „ich brauche Raum“ – dann ist es Rückzug aus Selbstfürsorge. Beides darf sein. Und du darfst beide Stimmen hören.
6. Wie kann ich mit destruktivem Verhalten im Netz umgehen, wenn es mir doch so nah geht?
Du darfst blockieren. Du darfst melden. Du darfst dich abgrenzen – ohne Erklärung. Und du darfst dir erlauben, dass es weh tut. Du bist ein Mensch. Und gerade deshalb zählt deine Stimme.
Ich bin zurückgewichen.
Und doch wieder losgegangen.
Nicht aus Trotz. Nicht aus Ehrgeiz.
Sondern, weil ich erkannt habe: Mein Weg darf anders aussehen.
Mit Pausen. Mit Phasen. Mit Herz.
Und wenn du dich selbst irgendwann wieder zeigst –
dann wirst du nicht dieselbe sein wie vorher.
Sondern tiefer.
Stiller vielleicht.
Aber stärker von innen heraus.