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Histamin. Hormone. Herzrasen – Teil 2

Das Histamin-Monster

Wie ein biochemischer Botenstoff mein Leben auf links drehte

Ich dachte lange, Histamin sei so ein Ding, das man nur kennt, wenn man sich mit Allergien beschäftigt. Du weißt schon: Frühblüher, Heuschnupfen, ein bisschen Niesen – und gut ist.

Inhalt

Was ich zwar durch meine Ausbildung zur MTA wusste und verdrängt hatte: Histamin ist kein nerviger Nebencharakter.
Histamin ist Hauptdarsteller. Rampensau. Dirigent. Feuerwehrmann.
Und wenn es sich mal richtig in Szene setzt, dann wird aus deinem Alltag schnell ein Drama mit Nervenzusammenbruch im dritten Akt.

Ich nenne es mittlerweile nur noch das Histamin-Monster.
Nicht, weil es böse ist – sondern weil es laut ist. Grell. Und unermüdlich.
Und weil es sich nicht verjagen lässt, solange du nicht verstehst, warum es da ist.

Was ist eigentlich Histamin?

Histamin ist ein biogenes Amin – also eine körpereigene Substanz, die in vielen Prozessen mitmischt:

  • es hilft bei der Immunabwehr
  • regelt den Schlaf-Wach-Rhythmus
  • beeinflusst die Verdauung
  • wirkt als Botenstoff im Gehirn

Aber wie bei allem im Leben: zu viel des Guten macht Ärger. Wenn dein Körper nicht genug abbaut oder zu viel ausschüttet, reagierst du über. Und dann beginnt der Histamin-Tango: mit Migräne, Hautausschlägen, Darmchaos, Nervosität, Schlaflosigkeit oder chronischer Erschöpfung.

Oder anders erzählt:

Stell dir vor, dein Körper ist ein Haus.
Dann ist Histamin der Feueralarm, der losgeht, sobald irgendwo Rauch aufsteigt.
Er ruft die Feuerwehr (dein Immunsystem), lässt die Türen aufspringen (deine Gefäße weiten sich), organisiert Evakuierung (Blutdruck runter, Durchfall rauf) und sorgt dafür, dass du wach bleibst – auch nachts, wenn du schlafen solltest.

Histamin ist also keine Störung. Es ist ein Überlebenssystem.
Nur: Wenn dein Körper permanent auf „Achtung!“ steht, dann wird dieser Mechanismus zur Folter.

Wie sich das anfühlt? Wie Dauer-Alarm

Du merkst nicht: Ah, da ist Histamin.
Du merkst nur: Ich bin gereizt. Ich schlafe nicht. Ich kann nichts mehr ab.


Deine Haut spinnt. Dein Magen grummelt. Dein Herz rast. Dein Kopf dröhnt.
Und du hast keine Ahnung, warum. Denn du hast doch „nur“ ein paar Oliven gegessen.
Oder einen Bio-Käse. Oder ein Glas Rotwein getrunken.
Oder gar nichts. Und trotzdem – bumm.

Für mich war das wie in einem Raum zu sitzen, in dem die Lautsprecher zu laut sind, das Licht flackert und alle ständig an mir zerren.
Ich wollte nur noch raus. Aber ich bin ja in mir drin.
Und das ist der eigentliche Horror.

Und warum hört das nicht einfach auf?

Weil dein Körper das Histamin eben nicht einfach so abbaut.
Dafür braucht er Enzyme – DAO im Darm, HNMT im Gewebe – und die müssen in Schuss sein.
Aber wenn dein Darm beleidigt ist, dein Stresslevel jenseits von Gut und Böse liegt oder deine Gene ein bisschen gemütlicher sind (Hallo MTHFR), dann staut sich das Zeug.
Und dann passiert Folgendes:
Das Histamin wird nicht zu deinem Retter. Es wird zu deinem Gefängniswärter.

Ist Histamin also böse?

Nein. Es ist wie ein Feuerwehrmann, der das Haus löschen will – und dabei versehentlich alles zerstört, was du liebst.
Histamin meint es gut.
Aber wenn es nicht abzieht, bleibt es ein Störenfried.
Und du bleibst die Geisel in deinem eigenen Nervensystem.

Zwischengedanke –

oder: Warum du in der Schwangerschaft plötzlich alles verträgst

Kleiner Einschub, weil’s einfach zu gut passt:
Weißt du, wann viele Frauen plötzlich wieder alles vertragen – Rotwein ausgeschlossen, aber das ist ein anderes Thema?
Während der Schwangerschaft.
Kein Witz.

Da kannst du plötzlich Tomaten essen, reifen Käse schnabulieren, dein Lieblingsdressing mit Senf und Essig kippen wie früher – und dein Darm? Still. Friedlich. Wie ausgetauscht.

Warum? Weil dein Körper während der Schwangerschaft mehr DAO produziert. Das ist dieses Enzym, das Histamin abbaut. Und plötzlich läuft’s. So wie’s laufen sollte.
Histamin wird abgebaut, bevor es Theater macht.
Du fühlst dich fast „normal“ – was für viele mit Histaminintoleranz wie ein Wunder wirkt.

Und dann? Kind ist draußen. DAO sinkt. Und zack – willkommen zurück im Histamin-Zirkus.

Ist das gerecht? Natürlich nicht.
Aber es zeigt, dass dein Körper sehr wohl dazu in der Lage ist, Histamin in den Griff zu bekommen.
Er braucht nur die richtigen Bedingungen.
Oder ein Baby. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Was mir geholfen hat

Verstehen.
Nicht alles. Aber genug, um zu merken: Ich bin nicht hysterisch. Nicht schwach.
Ich bin ein Mensch mit einem sensiblen System, das einfach andere Bedingungen braucht.

Ich habe gelernt, dass mein Körper nicht gegen mich ist – sondern für mich.
Dass das Histamin-Monster laut wird, wenn ich zu lange nicht hingehört hab.
Dass ich die Lautstärke runterdrehen kann. Mit Ernährung. Mit Ruhe. Mit kleinen Entscheidungen, jeden Tag.

Und jetzt?

Jetzt weiß ich: Wenn ich das Histamin spüre, ist das kein Angriff. Es ist ein Weckruf.
Nicht angenehm, nicht nett. Aber ehrlich.
Und mittlerweile kann ich ihm sagen: Danke. Ich hab’s verstanden. Du darfst wieder gehen.

In der nächsten Folge erzähl ich dir, was die Gene damit zu tun haben.
Spoiler: Es wird nerdig. Aber gut nerdig.
Titel: „MTHFR und Co. – Wenn deine Gene plötzlich mitreden“

Eine Frau mit blauem Rollkragenpulli und Brille lächelt dich an.

Moin, ich bin Dagmar

„Wissen ist wertlos wenn es nicht geteilt wird“

Dieser Satz hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt.

Als leidenschaftliche Ernährungsberaterin für Frauen und Hunde möchte ich mein erlangtes Wissen von Herzen gerne mit dir teilen, wenn du für dich und deinen Hund ein gesundes Leben mit hoher Lebensqualität und vielfältigem Genuss anstrebst.

Um all meine Herzensthemen unter einen Hut bringen zu können, habe ich verschiedene Fachfortbildungen absolviert und freue mich darauf, dir und deinem Hund mit Herz und Sachverstand zur Seite stehen zu dürfen.

Dagmar Meinen