MTHFR und Co.
Wenn deine Gene plötzlich mitreden und Histamin das Kommando übernimmt
Weißt du, was ich früher unter „genetischer Veranlagung“ verstanden habe?
So Dinge wie: „Meine Mama hat schöne Wimpern, deshalb habe ich auch welche.“
Oder: „Papa hatte hohes Cholesterin, also werde ich das wohl auch irgendwann kriegen.“
Inhalt
Was ich nicht wusste:
Dass mein Körper durch eine Genvariante weniger entgiften kann.
Dass meine Nerven schneller überladen sind.
Und dass mein geliebter Brokkoli plötzlich auf der Liste von Dingen steht, die mich innerlich zum Explodieren bringen.
Herzlichen Glückwunsch – willkommen im Club der MTHFR-Mutanten.
MTHFR klingt wie ein Fluch – ist aber ein Enzym
Wenn du jetzt denkst: „M-T-H-F… was?!“ – ich auch. Am Anfang. Während der MTA-Ausbildung.
MTHFR steht für Methylen-Tetrahydrofolat-Reduktase.
Klingt wie eine Figur aus Star Trek, ist aber ein körpereigenes Enzym. Es hilft deinem Körper, Folat (Vitamin B9) in eine aktive Form umzuwandeln. Und diese aktive Form brauchst du für einen Prozess, der sich Methylierung nennt.
Methylierung ist sowas wie die versteckte Kommandozentrale deines Körpers. Sie regelt:
- wie gut du entgiftest
- ob du Energie hast oder in den Seilen hängst
- wie du mit Stress umgehst
- und – tadaaa – wie du Histamin abbaust
Und jetzt kommt der Clou: Wenn dein MTHFR-Gen mutiert ist (z. B. C677T oder A1298C), dann ist dein Enzym faul. Oder müde. Oder beides.
Und das bedeutet: Du methylierst nicht effizient.
Histamin bleibt länger im System.
Und du… naja, du merkst es zuerst.
Was passiert bei schlechter Methylierung?
Dein Histamin kann nicht mehr schnell genug abgebaut werden – vor allem im Nervensystem.
Du wirst gereizt, unruhig, geräusch- und lichtempfindlich.
Du schläfst schlecht. Wachst nachts auf. Hast Herzrasen. Panik aus dem Nichts.
Und du fragst dich, warum dich der Geruch von Fisch im Supermarkt zum Weinen bringt.
Meine Ärzte dachten, das sei die Psyche.
Aber es war Biochemie. Und meine Gene hatten sich ins Gespräch eingeschaltet – ohne mich vorher zu fragen.
DAO und HNMT – die Kollegen vom MTHFR
MTHFR ist nicht allein auf weiter Flur. Es gibt noch andere Enzyme, die bei Histamin mitmischen:
- DAO – der Türsteher im Darm. Baut Histamin aus der Nahrung ab
- HNMT – der stille Arbeiter im Gewebe. Baut körpereigenes Histamin ab
- Und wenn dein MTHFR lahmt, hat auch HNMT zu wenig Power, weil es Methylgruppen braucht – die du aber nicht mehr in ausreichender Menge produzieren kannst
Das ist, als würde dein Körper im Dauerbetrieb sein – ohne Putzpersonal.
Und irgendwann wird’s schmutzig. Laut. Überfordernd.
Und was bedeutet das für dich?
Du bist nicht „empfindlich“.
Du bist nicht „neurotisch“.
Du bist ein Mensch mit einer biochemischen Schwäche, die du aber ausgleichen kannst.
Ich meine es ernst. Du kannst:
- die Methylierung unterstützen (z. B. mit aktivem Folat, Vitamin B12, Magnesium, Vitamin B6)
- DAO aufbauen (z. B. durch Darmheilung, Ernährung, ggf. Enzyme)
- Stress reduzieren (nicht als Floskel, sondern als medizinische Maßnahme)
- histaminarme Ernährung als Werkzeug nutzen – nicht als Gefängnis
Und vor allem: Du kannst anfangen, deine Geschichte neu zu erzählen.
Nicht mehr die von der Frau, die auf alles überreagiert.
Sondern die, die ihr System endlich versteht – und ihm gibt, was es braucht.
Fazit
Es ist nicht deine Schuld – aber jetzt liegt’s in deiner Hand
Ich habe lange gehadert mit dieser genetischen Sache.
Ich wollte nicht „anders“ sein. Ich wollte funktionieren.
Aber jetzt weiß ich: Das hier ist keine Strafe.
Es ist eine Einladung, ehrlich mit mir zu sein. Mit meinem Tempo. Meinen Grenzen.
Und meiner Superkraft: Intuition. Denn die hatte ich immer – nur habe ich sie lange ignoriert.
In Folge 4 reden wir über deinen Bauch. Und warum er sich wie eine Diva benimmt, wenn du ihn nicht verstehst.
Titel: „Reizdarm oder Reizleben?“
Es wird persönlich. Laut. Und hoffentlich auch ein bisschen lustig.
Bist du dabei?