Reizdarm oder Reizleben?
Wenn dein Bauch die Nase voll hat
Es gibt diese Tage, da fängt’s morgens harmlos an. Ein bisschen Ziehen hier, ein leichtes Grummeln da.
Du denkst noch: Wird schon.
Und drei Stunden später sitzt du zusammengerollt auf dem Sofa, der Bauch aufgebläht wie ein Ballon, du fragst dich, ob du gerade stirbst oder nur wieder alles „falsch“ gegessen hast.
Spoiler: Du stirbst nicht. Aber dein Körper sagt dir ziemlich deutlich: So nicht, Freundin.
Inhalt
Ich hatte diesen Zustand lange. Und ich meine lange.
Reizdarm nannten sie es.
Ein hübsches Wort für: Wir wissen nicht, was los ist – aber dein Darm benimmt sich daneben.
Mein Bauch als Krisenzentrum
Es war nicht nur der Bauch. Es war das Drumherum.
Ich hatte das Gefühl, alles, was ich aß, wurde kommentiert – nicht von anderen, sondern von meinem Körper selbst.
Tomaten? „Haha, viel Spaß!“
Hülsenfrüchte? „Willst du mich provozieren?“
Kaffee? „Wirklich jetzt?!“
Ich war genervt. Müde. Und ehrlich gesagt: traurig.
Weil ich immer dachte, mein Bauch sei mein Freund.
Ich hatte ihn doch liebevoll mit guten Sachen gefüttert. Viel Gemüse. Ballaststoffe. Fermentiertes Zeug, das ich eigenhändig und liebevoll zubereitet hatte.
Aber anstatt sich zu bedanken, schlug er zurück.
Die Verbindung, die keiner sehen will
Und dann kam der Moment, in dem ich anfing, mich zu fragen:
Was, wenn es nicht nur das Essen ist?
Was, wenn mein Bauch nicht nur verdaut, sondern fühlt?
Was, wenn der Reizdarm nicht aus dem Nichts kommt – sondern weil ich permanent über meine Grenzen gehe?
Tja. Willkommen im Reizleben.
Denn was mir keiner gesagt hatte, war das, was heute eigentlich logisch ist:
Dein Darm ist kein abgekoppeltes Organ, das nur für’s Essen zuständig ist.
Er ist dein emotionaler Sensor.
Dein Frühwarnsystem.
Dein Alarmschalter für Stress, Überforderung, Angst – und alles, was du versuchst, runterzuschlucken, weil du „funktionieren“ willst.
Und dann kam das Histamin
Histamin war wie die fehlende Klammer.
Ich hatte Darmprobleme. Ich hatte Nervensymptome. Ich hatte Schlafstörungen.
Und plötzlich verstand ich: Das hängt zusammen.
Wenn dein Darm durchlässig ist, dein Mikrobiom gestört, deine DAO am Limit – dann bleibt das Histamin im Körper.
Und Histamin ist nicht nur im Bauch.
Es ist überall. Im Kopf. Im Nervensystem.
Und da wurde mir klar: Mein Reizdarm war kein reines Verdauungsproblem.
Er war der laute Protest meines Körpers gegen ein Leben, das ihm zu viel war.
Zu viele Pflichten. Zu wenig Pausen. Zu viel Funktionieren. Zu wenig Fühlen.
Wie ich wieder auf meinen Bauch gehört habe
Ich hab aufgehört, gegen ihn zu kämpfen.
Ich hab ihn nicht mehr mit „richtigen“ Lebensmitteln überfordert, sondern gefragt: Was brauchst du?
Und weißt du, was kam?
Stille.
Wärme.
Einfaches Essen.
Pausen.
Keine Bowls, keine fermentierten Superstars, keine fünf Sorten Gemüse pro Mahlzeit.
Sondern Kartoffeln. Gedünstete Zucchini. Ein bisschen Hafergrütze.
Und Ruhe. Auch im Kopf.
Ich hab gelernt, dass mein Bauch nicht „schlecht“ ist.
Er ist weise. Er zeigt mir, wenn ich mich selbst verliere.
Er redet nicht in Worten, sondern in Symptomen.
Und ich hab endlich angefangen, zuzuhören.
Und du?
Wenn dein Bauch spinnt, dann frag dich nicht nur: Was hab ich gegessen?
Frag dich auch: Was hab ich gefühlt? Was hab ich geschluckt – nicht an Nahrung, sondern an Dingen, die mir zu viel waren?
Reizdarm ist nicht nur Reizdarm.
Manchmal ist er der Spiegel deines Reizlebens.
Und wenn du das erkennst – ehrlich, ohne Drama, aber mit Neugier – dann wird aus dem Kampf gegen dich selbst vielleicht endlich eine echte Versöhnung.
In Folge 5 geht’s ums Essen. Aber nicht so, wie du denkst.
Titel: „Was du essen darfst (und was du verträgst, sind zwei Paar Schuhe)“
Ein Liebesbrief an die natürliche Ernährung – mit Einschränkungen, aber ohne Verlustgefühl.
Bereit für die nächste Runde?