Histamin, Hormone und andere Katastrophen
Wenn dein Zyklus zur Achterbahn wird
Es gibt ja diese Phasen im Zyklus, da will man einfach nur seine Ruhe.
Kein Smalltalk, kein enger BH, keine plötzlichen Geräusche.
Und ganz sicher kein Histamin, das sich verhält, als hätte es einen Espresso zu viel erwischt.
Ich war da. Und du vielleicht auch.
Inhalt
Was ich dir jetzt erzähle, ist eine Vertiefung in das Thema.
Weil es mir einfach zu wichtig ist.
Weil viele Frauen sich für ihren Zyklus schämen, für ihre Migräne, für ihre PMS-Ausbrüche – und dabei schlicht nicht wissen:
Das ist nicht nur Hormonchaos. Das ist Histamin im Hormonanzug.
Ich dachte, ich sei einfach zu sensibel…
Es begann mit den Tagen vor den Tagen.
Plötzlich bekam ich Migräne.
Die Haut juckte. Ich konnte kaum schlafen. Ich war gereizt wie eine übelgelaunte Katze.
„Hormone“, sagten sie. „Typisch Zyklus.“
Und ja – Hormone waren beteiligt.
Aber was sie nicht wussten: Östrogen feuert Histamin an.
Und Histamin feuert zurück. Oder anders gesagt:
Falls du dich jemals gefragt hast, warum du in bestimmten Zyklusphasen denkst, du wirst verrückt: Du bist und wirst nicht verrückt.
Du bist östrogendominiert – und das ist kein Lifestyle, sondern eine ernstzunehmende biochemische Realität.
Östrogen nämlich, dieses schillernde Hormon, das uns weiblich, fruchtbar und sexy machen soll, kann auch ganz anders.
Die unsichtbare Spirale
Es ist ein Teufelskreis, der so subtil wirkt, dass du ihn lange nicht erkennst.
Östrogen sorgt dafür, dass Mastzellen (Immunzellen im Gewebe, die sehr viel Histamin enthalten) sich entladen wie Silvesterböller.
Und gleichzeitig legt es das Enzym DAO lahm, das Histamin eigentlich abbauen sollte.
Und was macht Histamin? Es sorgt dafür, dass dein Körper noch mehr Östrogen produziert.
Klingt irre? Ist es auch.
Aber dein Körper hat da keinen perfiden Plan – er reagiert auf ein Ungleichgewicht.
Und wenn du eh schon sensibel auf Histamin bist, dann bringt dich diese Spirale einfach aus der Bahn.
Und Progesteron, der natürliche Gegenspieler, der das Ganze eigentlich runterregeln soll? Tja, der ist bei Stress oft im Urlaub.
Ergebnis:
Mehr Histamin. Weniger Abbau. Und du?
Du sitzt mitten im Sturm, ohne zu wissen, wo Norden ist.
Wie sich das anfühlt?
Es ist, als würdest du auf einem Karussell sitzen, das sich plötzlich viel zu schnell dreht.
Du willst runter. Aber der Schalter ist irgendwo tief im Hormonzentrum versteckt – und niemand hat dir erklärt, wo der Notknopf ist.
Ich hatte Tage, da war ich innerlich wie elektrisiert.
Der Schlaf kam nicht. Die Gedanken kreisten.
Mein Herz raste, obwohl ich still lag.
Und mein Bauch? Der führte zusätzlich sein eigenes Drama auf – mit Krämpfen und allem, was dazugehört.
Schwangerschaft – der seltsame Urlaub vom Histamin
Und dann wurde ich schwanger.
Und plötzlich – nichts.
Keine Migräne. Keine Krämpfe. Kein Jucken.
Es war, als hätte mein Körper sich entschlossen, Urlaub von der Histaminintoleranz zu machen.
Ich verstand es erst später:
Die Plazenta produziert DAO. Und zwar nicht ein bisschen, sondern 500 Mal mehr als sonst.
DAO flutet deinen Körper und baut Histamin brav ab, bevor es Chaos anrichten kann.
Und danach?
Kommt der Absturz.
DAO sinkt. Die alte Spirale beginnt von vorn.
Aber diesmal wusste ich wenigstens, woher das alles kam.
Wechseljahre – das zweite Kapitel
Und dann kam irgendwann diese zweite Runde.
Nicht die Pubertät. Nicht das erste Kind.
Sondern: Wechseljahre.
Hormone springen herum wie Flummis auf Speed.
Progesteron verabschiedet sich zuerst. Östrogen bleibt noch – und macht Party.
Das Problem: Progesteron ist unser natürlicher Histamin-Bremser.
Es beruhigt. Es gleicht aus. Es hält uns stabil.
Wenn es geht, dann geht auch die Balance.
Und ja – Histamin kriegt dann wieder die Bühne.
Was ich heute anders mache?
Ich hab aufgehört, den Schuldigen zu suchen.
Ich hab angefangen, den Zusammenhang zu sehen.
Histamin und Hormone sind wie zwei, die sich zu sehr mögen – und deshalb nie gut für uns sind, wenn sie sich unbeaufsichtigt lassen.
Ich unterstütze meinen Körper.
Mit einer Ernährung, die ihn nicht überfordert.
Mit Lebensmitteln, die Östrogen sanft regulieren – Brokkoli, Grünkohl, Kichererbsen, Granatapfel.
Ich trinke keinen schwarzen Tee mehr (und das als Ostfriesin), weil mein Nervensystem keine Raketen braucht.
Ich bewege mich regelmäßig. Und ich nehme meine Ruhezeiten ernst.
Weil ich weiß: Wenn ich langsamer werde und durchschnaufe, wird auch mein Histamin ruhiger.
Du bist nicht kompliziert – du bist fein abgestimmt
Wenn du dich in den Wechseljahren immer wieder aufs Neue fragst, warum du „so komisch“ wirst, warum dein Körper dir Dinge um die Ohren haut, die du früher problemlos vertragen hast – dann weißt du jetzt:
Du bist nicht überempfindlich.
Du bist ein System, das genau hinschaut.
Und das reagiert, wenn was aus dem Gleichgewicht ist.
Du darfst lernen, mit deinem Körper zu gehen – statt gegen ihn.
Denn der Weg raus aus dem Chaos beginnt nicht mit Kontrolle, sondern mit Verständnis.
Mein Fazit
Wenn dein Körper sich anfühlt wie eine wandelnde Nervenkrise mit Zyklusanhang – dann such nicht nur im Magen-Darm-Bereich.
Suche auch in deinen Hormonen.
Du bist nicht instabil.
Du bist biochemisch aus dem Takt.
Und du kannst wieder in Rhythmus kommen.
Mit Zeit. Mit Wissen. Und ja – mit einem großen Funken Hoffnung.
In Folge 7 geht’s um genau diesen Funken:
„Ich funktioniere nicht mehr – Und genau das war mein Wendepunkt“
Über Erschöpfung, Zusammenbruch – und warum das nicht das Ende, sondern der Anfang war.