Mut zur Langsamkeit
Was mir wirklich geholfen hat
Ich habe mich früher immer gefragt, was Leute meinen, wenn sie von „Entschleunigung“ sprechen.
Klang für mich wie ein Lifestyle-Hype aus dem Yoga-Studio, in dem man nach grünem Tee riecht und bei jedem zweiten Satz „Achtsamkeit“ sagt.
Inhalt
Langsam sein? Ich?
Dafür hatte ich keine Zeit, keine Nerven, keinen Plan.
Ich musste funktionieren.
Und genau da lag das Problem.
Wenn du schnell lebst, verlierst du dich leise
Die Symptome kamen schleichend.
Ein bisschen müde hier, ein bisschen reizbar da. Dann Schlafprobleme. Dann dieser Druck im Bauch.
Herzklopfen. Nervosität. Lichtempfindlichkeit.
Ich dachte: Ach komm, wird schon wieder. Ein bisschen Magnesium und weiter im Text.
Aber mein Körper hatte längst auf Notstrom umgestellt.
Ich hab’s nur nicht gemerkt, weil ich gerannt bin.
Schneller arbeiten. Schneller kochen. Schneller gesund werden.
Schneller wieder „normal“ sein.
Und dann kam der Knall.
Kein Drama, kein Krankenhaus – sondern ein inneres: Nichts geht mehr.
Was dann kam, war... Stille
Ich lag auf dem Sofa und konnte keine Entscheidung mehr treffen.
Nicht, was ich essen soll. Nicht, ob ich duschen gehe.
Selbst Musik war zu viel. Stimmen zu laut.
Ich war reduziert auf mein Nervensystem. Und das war so überfordert, dass ich mich selbst kaum noch ertrug.
Und trotzdem – in diesem Zustand, der sich nach kompletter Ohnmacht anfühlte – lag mein Wendepunkt.
Weil ich zum ersten Mal nicht weggelaufen bin – konnte ich ja auch nicht.
Also bin ich geblieben – bei mir.
Ich habe Langsamkeit nicht gewählt. Ich wurde hineingeschubst.
Und es war das Beste, was mir passieren konnte.
Zum ersten Mal habe ich gelernt, was mein Körper braucht, wenn er nicht „funktioniert“.
Nicht mehr Nahrung, nicht mehr Wissen, nicht mehr „Machen“.
Sondern: weniger.
Weniger Reize.
Weniger Erwartungen.
Weniger Kontrolle.
Und plötzlich … ging es nicht darum, gesund zu werden.
Sondern darum, heilsam zu leben.
Was mir wirklich geholfen hat?
Die kleinen Dinge.
– Jeden Tag ein einfaches Frühstück. Kein Menü, keine Überraschung.
– Rausgehen. Wenn es auch nur 10 Minuten waren. Einen Baum anschauen.
– Stille. Kein Podcast, keine Musik, kein Gebimmel. Nur Stille.
– Atmen. Langsam. In den Bauch. Und dann nochmal.
– Aufschreiben was war. Nur für mich.
– Langsamer denken. Langsamer essen. Langsamer sein.
Und weißt du was? Es war nicht schön. Es war unbequem.
Aber es war ehrlich.
Und mein Körper?
Hat langsam – ganz langsam – angefangen, sich zu entspannen.
Heilung passiert nicht im Sprint -
– sie passiert im Sitzenbleiben.
Wenn du gerade mitten im Chaos steckst und denkst, du müsstest dich nur genug anstrengen, um da wieder rauszukommen – dann sag ich dir:
Nein. Musst du nicht.
Du darfst stillstehen.
Du darfst nichts wissen.
Du darfst dich leer fühlen.
Du darfst Pause machen – ohne schlechtes Gewissen.
Denn genau dort, wo du denkst, alles sei verloren, beginnt oft das, was du wirklich suchst.
In Folge 9 geht’s um genau das:
„Du bist nicht zu empfindlich – du bist feinsinnig“
Warum deine Sensibilität keine Schwäche ist – sondern deine Superkraft.